Hofheim, den 18.06.2024
8. MaRisk-Novelle – steigende Risikoanforderungen an Banken und was das bedeutet
Durch die kürzlich erschienene, 8. MaRisk-Novelle nimmt der regulatorische Druck auf Finanzierer wie Banken zu. Was bedeutet das für unternehmerische Kreditnehmer und wofür steht MaRisk überhaupt? Das klären wir in diesem Beitrag.
Die Mindestanforderungen an das Risikomanagement, kurz MaRisk, sind ein Regelwerk für die Finanzgeschäfte in Deutschland. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat diese Regeln erstmals im Dezember 2005 veröffentlicht, um auf Basel II zu reagieren. Basel II soll die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Bankensystems und Finanzierungswesens stärken. Seitdem werden die MaRisk regelmäßig aktualisiert und an bestehende Verordnungen zum Risikomanagement angepasst.
Was verändert sich durch die 8. MaRisk Novelle?
Die aktualisierte, mittlerweile 8. MaRisk-Novelle haben die BaFin und die Deutsche Bundesbank am 29. Mai 2024 in einem Rundschreiben veröffentlicht. Der Fokus der Änderungen und Neuerungen liegt im Management von Zinsänderungsrisiken und Risikoaufschlägen – sogenannten Kreditspreadrisiken. Damit setzt die BaFin die aktuellen Leitlinien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) um, die im letzten Jahr in Kraft getreten sind.
Und darum geht es im Kern:
- Banken müssen wissen, wie sich kurzfristige Änderungen der Zinsen auf ihre Einnahmen und Ausgaben auswirken bzw. ihren aktuellen Gewinn oder Verlust beeinflussen. Es ist wichtig, diese Auswirkungen korrekt einzuschätzen und entsprechend zu steuern. Hier wird von der ertragsorientierten Sicht gesprochen.
Gleichzeitig müssen Banken die langfristigen Auswirkungen von Zinsänderungen auf ihre gesamte finanzielle Lage im Blick behalten. Dies wird als barwertige Perspektive bezeichnet. Hier geht es darum zu antizipieren, wie Zinsänderungen den langfristigen Wert ihrer Vermögenswerte und Schulden beeinflussen.
Die MaRisk-Vorgabe gilt auch für Geschäfte in verschiedenen Währungen und für Einlagen, bei denen die Laufzeit oder Zinsbindung nicht festgelegt ist. In vorangegangenen Novellen waren hierzu bereits verschiedene Anforderungen gestellt worden, sodass in der aktuellen Veröffentlichung nur Ergänzungen gemacht wurden, um den EBA-Leitlinien gerecht zu werden.
Der Hintergrund: Als die Zinsen sehr niedrig waren, haben viele Banken angefangen, ihre Finanzpläne unterschiedlich zu gestalten, um trotzdem Gewinne zu erzielen. Das bedeutet, sie haben Kredite und Einlagen zu unterschiedlichen Laufzeiten und Zinsen angeboten. Diese Strategie hat jedoch das Risiko erhöht, dass Banken bei plötzlich steigenden Zinsen Verluste erleiden. Im Jahr 2022 hat die Europäische Zentralbank die Zinsen angehoben, und genau dieses Risiko wurde real. Viele Kreditinstitute brauchten dadurch finanzielle Rücklagen auf.
- In der neuen MaRisk-Regelung wird erstmals ausführlich beschrieben, wie Banken mit Risiken umgehen sollten, die durch Veränderungen bei den Risikoaufschlägen für Kredite entstehen. Diese Risikoaufschläge, auch Kreditspreads genannt, können sich aufgrund von Marktveränderungen erhöhen – auch wenn sich am Kreditnehmer nichts geändert hat.
Die Regeln sollen Banken helfen, solche Risiken in ihren langfristigen Geschäften zu erkennen, zu bewerten und zu steuern. Dazu zählen beispielsweise erhöhte Finanzierungs- und Kreditkosten, verminderte Rentabilität oder Liquiditätsbeeinträchtigungen.
Welche Auswirkungen hat das auf das Finanzwesen?
Die neuen Anforderungen zu den Kreditspreadrisiken müssen Kreditinstitute bis zum 31. Dezember 2024 umsetzen. Da es sich bei den anderen Änderungen lediglich um Ergänzung und Klarstellungen bestehender Regeln handelt, sind hierfür keine Umsetzungsfristen vorgesehen.
Die Änderungen sollen insgesamt dabei helfen, den Finanzierungsbereich auch für dessen Kunden stabil zu halten und seine Sicherheit weiter zu erhöhen. Mitunter kann es dadurch aber zu strengeren Vorgaben oder Bedingungen etwa in der Kreditvergabe kommen – denn die Banken müssen ihr Risiko geringhalten. Hier gilt für Unternehmen eine bewährte Faustregel: Die Kriterien und Angebote unterschiedlicher Anbieter genau zu prüfen und zu vergleichen. Außerdem lohnt es sich immer, nach zusätzlichen Finanzierungsquellen wie Factoring zu schauen.
Haben Sie individuelle Fragen zur MaRisk-Novelle oder dem Factoring? Kontaktieren Sie gerne unseren Experten.