Nach einem spannenden Jahr 2022 resümiert Marketing- und Vertriebsleiter Wolfgang Roell von EKF im Interview über das Geschäftsjahr und gibt Ausblicke auf 2023. Für welche Unternehmen ist Factoring, der sog. Forderungsverkauf, interessant und welche Rolle wird es in Anbetracht der Wirtschaftslage 2023 spielen?
Herr Roell, zunächst wollen wir das Jahr 2022 beleuchten: Von welchen Unternehmen erhielten Sie Factoring-Anfragen? Welchen Branchen und Unternehmensgrößen sind Ihre Factoring-Kunden generell zuzuordnen?
Roell: Grundsätzlich bekamen wir dieses Jahr Factoring-Anfragen aus den unterschiedlichsten Branchen und Unternehmen. Sehr viele Interessenten stammten aus der Transport- und Logistikbranche. Aber auch die Personaldienstleistung war – wie beinahe jedes Jahr – stark vertreten. Insgesamt sind unsere Kunden den Branchen Dienstleistung, Handel, Produktion und Weiterverarbeitung zuzuordnen. Was die Größenordnung betrifft: Wir bevorzugen die Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen mit einem Bruttojahresumsatz zwischen einer halben und 30 Millionen Euro. Auch Start-ups mit einem nachvollziehbaren Businessplan sind bei uns willkommen.
Welche Anlässe bewegen Ihre Kunden zur Nutzung von Factoring?
Roell: Unsere Kunden suchen in erster Linie zusätzliche Liquidität, um das weitere Unternehmenswachstum zu finanzieren. Ich denke, das ist bei fast allen Kunden der Factoring-Anbieter so. Natürlich nimmt auch das Delkredererisiko, aufgrund der prognostizierten Insolvenzwelle, mittlerweile wieder einen breiteren Raum bei der Entscheidung für Factoring ein. Im Grunde geht es hierbei um das Risiko eines Zahlungsausfalles. Dies kann durch die Risikoübernahme des Factors ausgeschlossen werden. Der Factoring-Nutzer hat so eine hundertprozentige Gewähr, dass der Bruttorechnungsbetrag aus der Forderung bezahlt wird. Vor allem bei kleineren Mittelständlern, die personell nicht so stark aufgestellt sind, ist auch das Outsourcing von administrativen Aufgaben, wie der Übernahme der Debitorenbuchhaltung sowie des Mahn- und Inkassowesens, nicht unwesentlich.
Welche Potenziale im Bereich des Forderungsverkaufes sehen Sie für 2023?
Also, wir sehen das Jahr 2023 trotz der drohenden Rezession positiv, da unsere Kunden weiterhin Wachstumsintentionen hegen. Außerdem werden alternative Finanzierungslösungen angesichts der gesamtwirtschaftlichen Situation verstärkt nachgefragt werden. Generell lässt sich Factoring praktikabel in den Geschäftsablauf implementieren und in der Regel sind keine zusätzlichen Sicherheiten für die Inanspruchnahme nötig. Wir bei EKF legen den Fokus bei der Entscheidung über eine Factoring-Zusammenarbeit vor allem auf die Verität und Durchsetzbarkeit der Forderungen, wobei wir die eigene Kundenbonität selbstverständlich nicht gänzlich vernachlässigen. Daneben spielt natürlich auch die Bonität der Debitoren des Factoring-Interessenten eine Rolle.
Was liegt Ihnen sonst noch im Zusammenhang mit der Thematik auf dem Herzen?
Es wäre schön, wenn Factoring noch mehr als das wahrgenommen werden würde, was es ist: nämlich eine moderne Finanzierungsform, die das Unternehmenswachstum begleitet. Würden Themen wie das Abtretungsverbot oder Überregulierung von den Verantwortlichen in der Politik und damit auch den Aufsichtsbehörden differenzierter betrachtet werden, wäre die Nutzung von Factoring für viele Unternehmen deutlich einfacher und interessanter. Beispielsweise müssen Factoring-Unternehmen auch Vorgaben bezüglich des Geldwäschegesetzes einhalten – was bei diesem Geschäftsmodell quasi keine Rolle spielt. Daher wäre eine diesbezügliche Deregulierung für Factoring-Anbieter wünschenswert.
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