Insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist eine gute Liquiditätsplanung essenziell. Hohe Produktions- und Arbeitskosten, Fachkräftemangel und eine zunehmende Regulierung müssen bewältigt werden. Liquidität zu gewinnen, gestaltet sich heute allerdings nicht selten herausfordernd; traditionelle Kreditgeber straffen ihre Vergabepolitik. Als Alternative nutzen immer mehr Firmen die Finanzierungsmethode Factoring.
Laut der aktuellen KfW-ifo-Kredithürde empfinden mehr als ein Viertel der mittelständischen Unternehmen das derzeitige Verhalten der Banken als zu restriktiv. Trotz des großen Interesses an Krediten gestalten sich die Kreditzugangsbedingungen für viele Firmen eher schwierig: Die Kreditmarktstudie 2023 von Ernst & Young prognostizierte bereits Anfang des Jahres unter anderem höhere Dokumentations- und Sicherheitsanforderungen sowie steigende Kreditnebenkosten seitens der Banken. Diese strengere Vergabepolitik hat sich mittlerweile bestätigt. Denn laut aktuellem Bank Lending Survey sahen sich die Banken zuletzt gezwungen, ihre Kreditrichtlinien und -bedingungen weiter zu verschärfen, was zu einer erneuten Zunahme der Kreditablehnungsquote geführt hat. Unter anderem veranlassen Themen wie der russische Angriffskrieg, die trübe globale Konjunktur und die hohe Inflation Banken und Unternehmen zu vorsichtigerem Handeln. Aber auch klimabedingte Risiken und Maßnahmen wirken sich negativ auf die Kreditangebotspolitik aus.
Da kurz- bis mittelfristig keine Besserung in Sicht ist, sind alternative Lösungen gefragt. Eine Möglichkeit liegt versteckt in der Bilanz vieler Unternehmen: offene Forderungen. Hier schlummert Liquiditätspotenzial, denn Forderungen können verkauft und in sofortige Liquidität umgewandelt werden. Im Gegensatz zum Kredit, bei dem sich ein Unternehmen Geld leiht und mit Zinsen zurückzahlt, verkauft ein Unternehmen beim Factoring seine offenen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an einen Factoring-Anbieter. Dieser Partner überlässt der Firma innerhalb weniger Tage nach dem Ankauf meist 80 bis 90 Prozent des Forderungsbetrags. Den Rest, abzüglich einer Gebühr und Zinsen für die Leistung des Factors, erhält das Unternehmen, sobald der Schuldner beim Finanzierungspartner gezahlt hat. Zudem sichert letzter die Forderungen beim echten Factoring gegen Zahlungsausfall ab. Die gewonnene Liquidität kann vom Unternehmen anschließend genutzt werden, um eigene Verbindlichkeiten zu begleichen, Vorleistungen und Einkäufe zu bestreiten. Durch den Verkauf verkürzt sich zudem die Bilanzsumme. Die daraus resultierende erhöhte Eigenkapitalquote wiederum kann zurückhaltende Kreditgeber möglicherweise eher von einem Engagement überzeugen.
Die Frage, ob der klassische Kredit oder die Liquiditätsspritze durch Factoring besser, profitabler oder günstiger ist, steht dabei nicht im Raum. Beide Finanzierungsmethoden erfüllen verschiedene Zwecke. Nach wie vor sind Kredite bei langfristigen Investitionen in Wachstumsprojekte von Bedeutung. Factoring dagegen kann in guten wirtschaftlichen Zeiten das Tagesgeschäft unterstützen, in unsicheren Zeiten kann es verwendet werden, um eben diese zu überbrücken und Engpässe zu bewältigen.
Da es aber aktuell wohl auch in den nächsten Jahren schwierig bleiben wird, an Kredite zu kommen, ist eine Absicherung durch echtes Factoring umso nützlicher. Denn Factoring kann finanzielle Entlastung bieten, Sicherheiten freihalten, die Eigenkapitalquote erhöhen und die Bonität verbessern, sodass künftig auf neue Kredite hingearbeitet werden kann.
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