Neben der klassischen Unternehmensfinanzierung über die Hausbank hat sich in den letzten Jahren auch deutlich die Tendenz zur alternativen Finanzierung wie etwa dem Factoring gezeigt. Dennoch gibt es immer noch Vorbehalte und Halbwissen zum Factoring. Der Beitrag räumt mit drei typischen Vorurteilen gegenüber der Finanzierung auf.
Erstes Vorurteil: „Factoring ist nur etwas für Unternehmen in der Krise“
Dass der Forderungsverkauf nur von Unternehmen in finanzieller Schieflage genutzt würde, ist schlichtweg falsch. Factoring ist ein Instrument zur Absatzfinanzierung, welches für sofortige Liquidität sorgt, Bonität und Bilanz verbessert und Betrieben als Wachstumsfinanzierung dienen kann. In erster Linie beschäftigen sich also Unternehmen, die wachsen, mit Factoring, da es sich um eine umsatzkongruente Finanzierung handelt, bei der der Finanzierungsrahmen (im Gegensatz zur starren Linie bei einer Bank) mitwächst.
Sicherlich unterstützt Factoring auch in Krisensituationen, vor allem dann, wenn der Factor in diesen Konstellationen stärker auf die Bonität der Debitoren abstellt als auf die des Factoring-Nehmers. Der Factor überprüft im Vorfeld die Bonität eines jeden Schuldners. Dies stellt die Grundlage des Ankaufs und der Bevorschussung der jeweiligen Forderung dar.
Zweites Vorurteil: „Factoring ist teuer“
Oftmals hält sich noch das Vorurteil, Factoring sei teuer. Natürlich entstehen dem Factoring-Kunden Gebühren und Zinsen. Diese sind allerdings ins Verhältnis zum Umfang der Factoring-Leistungen zu setzen. Durch die unmittelbar bereitstehende Liquidität im Zuge des Forderungsverkaufs können Unternehmen Einkaufsvorteile wie Boni und Skonti nutzen. Durch das ausgelagerte Forderungsmanagement können intern personelle Ressourcen eingespart werden. Wenn also verglichen wird, dann sind die Finanzierungskosten bei der Hausbank plus die jährlichen Ausfälle (oder die Kosten einer Warenkreditversicherung) sowie Kosten für die Debitorenbuchhaltung, das Mahn- und Inkassowesen etc. zu berücksichtigen. Werden all diese Kosten reell mit den Gebühren und Zinsen einer Factoringzusammenarbeit verglichen, stellt sich ein ganz anders Bild dar.
Drittes Vorurteil: „Factoring ist gleich Inkasso“
Auch dieser Vorbehalt ist falsch. Im Rahmen des Forderungskaufs durch den Factor übernimmt dieser auch administrative Aufgaben. Im Full-Service-Factoring gehören dazu die Debitorenbuchhaltung, das Mahn- und Inkassowesen. Also das Inkasso ist integriert. Allerdings stellt dies etwa neben der Bereitstellung sofortiger Liquidität, der Forderungsabsicherung, dem Forderungsmanagement oder der Bonitätsprüfung nur einen Teil der Angebotspalette dar.
Factoring und Inkasso sind also nicht vergleichbar. Das Inkasso zielt auf die Eintreibung überfälliger Forderungen ab; das Factoring hingegen kümmert sich in erster Linie um die Bevorschussung von Forderungen und die damit einhergehende Liquiditätsoptimierung. Außerdem kauft ein Factor nur Forderungen an, die noch nicht überfällig sind. Wird das Inkasso in die Factoring-Vereinbarung aufgenommen, kann der Factor ein externes Inkasso-Unternehmen beauftragen oder das Inkasso selbst durchführen.
Fazit: Vorbehalte gegen Factoring unbegründet
Dass über moderne Finanzierungsprodukte in der Gesellschaft teilweise noch nicht genug Wissen vorhanden ist, ist verständlich. Gerade deshalb lohnt ein genauer und vorurteilsfreier Blick auf die Hintergründe und Details alternativer Finanzierungsformen. Hinzu kommt, dass sie für die Unternehmensfinanzierung eine immer größere Rolle spielen und daher als Baustein im Finanzierungsmix künftig sogar essenziell sein werden.
Sie möchten noch mehr Klarheit und Details zum Factoring erhalten? Wir stehen für Ihre Fragen gerne zur Verfügung.