Personalmangel, hohe Energiepreise sowie weitere Kosten: In der Pflege verschärft sich die Lage immer weiter. Davon sind auch Personaldienstleister betroffen. Denn im Falle einer Insolvenz der Pflegeeinrichtung haben sie mit Zahlungsausfällen zu kämpfen.
- Zeitarbeit in der Pflege gehört derzeit zu den am heißesten diskutierten Themen am Arbeitsmarkt.
- Für Fachkräfte bedeutet sie in vielen Fällen bessere Arbeitsbedingungen, während Einrichtungen wiederum über stetig steigende Kosten klagen.
- Mit Wolfgang Roell, Leiter Marketing und Vertrieb bei EKF Finanz Frankfurt, sprachen wir über die Bedeutung der Zeitarbeit in der Pflege, über Vorurteile – und über das Thema Insolvenz in der Branche.
arbeitsblog: Herr Roell, die Corona-Pandemie hat den ohnehin schon herrschenden Pflegenotstand zweifellos verschärft und Missstände in der Branche in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage ein?
Wolfgang Roell: Viele Mitarbeitende haben sich in den vergangenen Jahren von der Politik, aber auch von ihren Arbeitgebern alleine gelassen gefühlt. Hinzu kommt, dass die meisten unter einer sehr hohen Arbeitsbelastung leiden – und viele haben diese auf Dauer nicht mehr ausgehalten. Die Folge: Viele der dringend benötigten Fachkräfte sind in andere Branchen ausgewichen, haben umgeschult etc. Darüber hinaus spielen noch Faktoren wie der demografische Wandel eine entscheidende Rolle und verschärfen die Lage weiter. Nach Angaben des Deutschen Pflegerats fehlen schon heute etwa 200.000 Pflegekräfte in Deutschland – und bis zum Jahr 2030 sollen es bis zu 500.000 sein. Der Pflegebereich wird auf lange Sicht die gravierenden Konsequenzen dieser Entwicklungen tragen müssen. Personaldienstleistung kann hier zur Entschärfung der Situation beitragen. Denn es gibt, wie wir mittlerweile wissen, ausreichend Beispiele von Pflegekräften, die über die Zeitarbeit in die Pflegeeinrichtungen zurückgefunden haben – und das zu deutlich besseren, flexibleren Bedingungen.
arbeitsblog: Was können Personaldienstleister unternehmen, um Zahlungsausfällen vorzubeugen?
Wolfgang Roell: Grundsätzlich gilt – wie in vielen anderen Fällen – Vorsicht ist besser als Nachsicht. Entscheidend ist die sorgfältige Prüfung des potenziellen Geschäftspartners, bevor es überhaupt zu einem Vertrag kommt. Als Factor prüfen wir für unsere Kunden stets die Bonität der Pflegeeinrichtungen im Vorfeld. Reicht diese nicht aus, wird kein Limit gewährt. Und ich kann nur an alle Personaldienstleister appellieren, sich an solche Empfehlungen zu halten! Es gibt handfeste Gründe für die Entscheidung des Factors. Und um den Kreis zu schließen und auf das Thema Personalnachfrage zu kommen, mit dem wir ins Gespräch eingestiegen sind: Es wird ausreichend Personal gesucht – für Personaldienstleister ist das von Vorteil. Sie müssen sich nicht auf jeden Vertrag einlassen. Daher auch meine Empfehlung: Suchen Sie im Zweifel lieber einen anderen Geschäftspartner, bei dem die (fehlende) Bonität nicht zu Problemen führen kann. Und: Wenn Sie nicht sicher sind, greifen Sie auf externe Beratung zurück.
arbeitsblog: Vielen Dank für das Interview!