arbeitsblog: Aber mehr Umsatz, mehr Mitarbeiter, damit sind doch sicherlich auch Veränderungen im Unternehmen einhergegangen?
Kevin Heerschlag: Das ist natürlich wahr. Die innere Organisation, die administrativen Abläufe und natürlich auch die Finanzierung sind an solche Gegebenheiten anzupassen. In Sachen Finanzierung war für mich von Beginn an klar, dass ich das weitgehend über Factoring darstellen will, da ich ja bereits positive Erfahrungen damit gemacht hatte.
arbeitsblog: Hätten Sie hierfür ein Beispiel?
Kevin Heerschlag: Der Factor übernimmt auf Wunsch das komplette Debitorenmanagement, mit dem ich mich nicht herumschlagen möchte. Und genau das ist mir wichtig: Ich will unser Unternehmen intern nicht zu sehr (auch nicht in starken Wachstumsphasen) mit Tätigkeiten aufblähen, die andere viel besser können als wir, sondern mich vielmehr auf unsere Kernkompetenzen fokussieren.
arbeitsblog: Aber wäre eine Bankenfinanzierung nicht dennoch die einfachere Variante gewesen?
Kevin Heerschlag: Bankenfinanzierung, ja gerne. Wenn Sie mir eine Bank nennen, die ein Start-up ohne Sicherheiten finanziert, das auch noch stark wächst? Klar haben wir eine Hausbank und natürlich spricht man auch mit der Hausbank darüber. Aber was soll ich mit einer KK-Linie von 20 oder 50 TE, die am besten noch mit einer persönlichen Bürgschaft hinterlegt werden muss? Das bringt uns nicht weiter. Mein Kapital sind meine Mitarbeiter und die Kontakte zu meinen Kunden. Und das sind keine Sicherheiten, auf die eine Bank abstellt oder abstellen kann.
arbeitsblog: Der Factor verlangt doch bestimmt auch Sicherheiten?
Kevin Heerschlag: Für meinen Factor sind zunächst einmal die Forderungen die Sicherheiten, die er bewertet. Und ja, auch hier muss ich eine Art Bürgschaft hinterlegen. Die bezieht sich aber auf die Verität der Forderungen, also darauf, ob die Forderung rechtlichen Bestand hat. Zu gut Deutsch, ob jeder Rechnung, die ich dem Factor einreiche, auch eine Leistung zugrunde liegt. Und dafür kann ich meine Hand ins Feuer legen.
Der Vorteil beim Factoring ist die umsatzkongruente Finanzierung. Mach ich mehr Umsatz, erhalte ich auch mehr Liquidität, die ich bei steigenden Umsätzen, vielleicht noch verbunden mit steigenden Zahlungszielen, dringend benötige, um die Löhne, Krankenkassen, BG und das Finanzamt zu bezahlen – und zwar unabhängig davon, wann meine Kunden zahlen. Ein unschätzbarer Vorteil. Steigt mein Finanzierungsbedarf, steigt auch mein Finanzierungsrahmen.
arbeitsblog: Und was geschieht denn, wenn ein Kunde tatsächlich nicht zahlen kann und ausfällt?
Kevin Heerschlag: Da die Factoring-Zusammenarbeit damit einhergeht, dass meine Forderungen gegen mögliche Ausfälle abgesichert sind, ist das für die HWN Dynamics kein Thema. Das ist einer der Gründe, warum wir uns auf die Expansion konzentrieren konnten und auch weiter können. Wenn der Factor uns grünes Licht gibt, können wir unsere Mitarbeiter ohne Risiko bei den jeweiligen Kunden einsetzen. Und die daraus resultierenden Umsätze/Forderungen sind finanziert. Das hat unser starkes Wachstum der vergangenen beiden Jahre erst möglich gemacht.
arbeitsblog: Welche Prognose wagen Sie für 2023?
Kevin Heerschlag: Ich gehe weiterhin von einem Wachstum für die gesamte Branche aus. Ich denke, die Unternehmen sind gut aufgestellt und haben die Jahre der Pandemie gut überstanden. Zudem sehen die gesamtwirtschaftlichen Zahlen für 2023 mittlerweile ja gar nicht mehr so düster aus. Für die HWN Dynamics kann ich sagen, dass der Wachstumspfad, auf den wir uns begeben haben, weitergeht und wir die Herausforderungen, die uns 2023 bringen wird, gerne annehmen.
arbeitsblog: Herr Heerschlag, vielen Dank für das Interview!