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Zahlungsverzögerungen nehmen zu – Delkredererisiko senken

12. Oktober 2022 3 Minuten Lesezeit

Aus der jährlichen Befragung des Kreditversicherers Coface zu den Zahlungserfahrungen deutscher Unternehmen geht hervor, dass 2022 sieben von zehn Befragten ihren Kunden Zahlungsziele einräumen. Ein gegenseitiges Vertrauen im Unternehmertum scheint also trotz der gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen noch vorhanden zu sein. Die Zahlungsdisziplin verhält sich dagegen rückläufig: 65 Prozent der Unternehmen verzeichneten in den letzten zwölf Monaten Zahlungsverzögerungen. Damit dürfte auch das sogenannte „Delkredererisiko“ steigen. Unser Marketing- und Vertriebsleiter Wolfgang Roell erklärt im Interview, was es damit auf sich hat.

 

 

Herr Roell, können Sie genauer erklären, was sich hinter dem Begriff „Delkredererisiko“ verbirgt?

Roell: Gerne. Unter Delkredere versteht man allgemein das Risiko eines Forderungsausfalls. Im Grunde meint das „Delkredererisiko“ die Gefahr eines Zahlungsausfalls – also, dass ein Kunde oder Abnehmer/Debitor für eine erbrachte Dienstleistung oder gelieferte Ware nicht zahlt. Oft gehen Produzenten oder Dienstleister in Vorleistung und räumen ihren Kunden längere Zeiträume zur Begleichung der Schuld (Zahlungsziel) ein; ein sogenannter „Warenkredit“ wird vergeben. „Delkredere“ lässt sich handelsrechtlich mit der „Gewährleistung für den Eingang einer Forderung“ erklären: Unternehmerinnen und Unternehmer glauben entsprechend an einen Zahlungseingang für ihre erbrachte Lieferung oder Leistung, setzen sich damit aber immer einem Risiko aus – denn es gibt dafür letztlich keine Garantie.

 

Welche Bedeutung kommt dem Delkredererisiko konkret im Unternehmenskontext zu?

Roell: Im Allgemeinen lässt sich das Delkredererisiko in den meisten Branchen nicht oder nicht gänzlich ausschließen, da Vorleistungen oft nicht umgangen werden können – etwa im produzierenden Gewerbe, im IT- und Kommunikationssegment oder bei Personaldienstleistungen. Lediglich bei Vorkasse- oder Bargeschäften wäre dieses Risiko auszuschließen – was aber in den vorgenannten Branchen eher unüblich ist. Trotzdem ist ein sicherer Zahlungseingang für diese Unternehmen wichtig; müssen doch mit den erwirtschafteten Mitteln umgehend eigene Einkäufe, Löhne und Sozialabgaben sowie Kosten für Energie und Miete beglichen werden. Dass mit der Verfügbarkeit der geplanten finanziellen Kapazitäten zu rechnen ist, ist also ein wichtiger Kalkulationsfaktor in der Finanzplanung. Doch auch wenn mit einem Abnehmer ein festes Zahlungsziel für eine Forderung vereinbart wurde, ist es nicht sicher, ob innerhalb dieses Zeitrahmens auch tatsächlich ein Geldeingang erfolgt. Vielleicht steckt der Kunde mittlerweile in ernsten Zahlungsschwierigkeiten und kann die Rechnung deshalb nicht begleichen.

 

In der Regel haben Unternehmen mehrere Kunden. Wie bedrohlich kann denn ein einziger Zahlungsausfall im Ernstfall werden?

Roell: Das kommt natürlich auf die Höhe des Zahlungsausfalls an. Leider kann in der Realität schon der Ausfall einer einzigen Zahlung, vor allem für kleinere Unternehmen, bereits existenzbedrohend werden – gerade in diesen volatilen Zeiten. Aber generell lässt sich sagen, dass der Zahlungsausfall einer größeren Forderung, möglicherweise sogar eines zentralen Kunden, ein Unternehmen schon in Liquiditätsprobleme bringen kann. Natürlich gibt es auch etwas „mildere“ Folgen wie anschließende Beschaffungsherausforderungen, Lieferschwierigkeiten oder allgemeine Liquiditätsengpässe, die vermehrt nach einem Zahlungsausfall zu erwarten sind.

 

In welchem Zusammenhang steht nun das Delkredererisiko aber mit dem Factoring, das Sie als Dienstleister anbieten?

Roell: Factoring bietet einen pragmatischen Lösungsansatz bezüglich der Delkredere-Herausforderung: Der Factor prüft vor der Leistungserbringung die Bonität des späteren Schuldners und sichert die Forderung gegen Ausfall ab. Der Factor kauft die Forderung und bevorschusst diese. Mit dem Kauf der Forderung geht das Risiko eines Zahlungsausfalls auf den Factor über. Das bedeutet, der Factoringnutzer erhält neben der unmittelbar gewonnenen Liquidität die Sicherheit, dass er die Forderung auf jeden Fall erhält, sofern seine Lieferung oder Leistung einwandfrei war.

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Der Blog-Artikel wurde geschrieben von

Wolfgang Roell

Marketing und Vertrieb

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